Sichern der Unfallstelle und absetzen des Notrufs
Als Ersthelfer solltet Ihr nach dem Autounfall zunächst einmal das Warnblinklicht einschalten. Danach muss die Unfallstelle abgesichert werden, um einen Folgeunfall zu vermeiden. Der Eigenschutz hat auch im Notfall oberste Priorität: Deshalb die Warnweste anziehen, das Warndreieck aufklappen und möglichst hinter die Leitplanke gehen. Bei schnellem Verkehr sollte das Warndreieck etwa 100 Meter vor dem Unfallort aufgestellt werden. Wenn es Euch möglich ist, dann bittet doch andere Verkehrsteilnehmer dringend darum, sich zu beteiligen.
Bevor die einheitliche, europaweit geltende Nummer 112 für den Notruf gewählt wird, sollte ein kurzer Blick auf die Unfallstelle geworfen werden. Verschafft Euch einen Eindruck von den Verletzungen und der Anzahl der betroffenen Personen bei dem Autounfall. Falls es durch ein Feuer oder auslaufenden Kraftstoff gefährlich für die Verletzten wird, befreit sie zuerst aus dem Fahrzeug. Natürlich nur, wenn Ihr selbst keine Gefahr dabei eingeht!
Auch wenn die Leitstellendisponenten darauf trainiert sind, den Anrufer durch das Gespräch zu führen, hilft es, die bekannten W-Fragen vorher durchzugehen.
Das sind die fünf W-Fragen:
- Wo ist der Unfall passiert?
- Was ist passiert?
- Wie viele Verletzte gibt es?
- Welche Art der Verletzungen weisen die Personen auf?
- Warten auf Rückfragen. Bitte nicht einfach auflegen
Die Frage nach dem Wo ist im Ernstfall und im Stress am Telefon nicht immer einfach zu erklären.
Folgende Möglichkeiten hat man, um vor dem Anruf des Rettungsdienstes den Standort zu bestimmen:
- Innerorts anhand von Straßennamen und erkennbaren Hausnummer
- Auf der Autobahn finden sich Stationszeichen, welche im Abstand von 500 Metern aufgestellt sind. Auf diesen finden sich der Abschnitt sowie die Kilometerangabe. Es muss immer auch die Fahrtrichtung, also das Fernziel angegeben werden.
- Beim Anruf von einer Notrufsäule wird der Standort automatisch mitgeteilt.
- Beim Fahren mit einem Navigationsgerät könnt Ihr Euch an diesem orientieren.
- Auch das Handy kann eine große Hilfe sein, indem Ihr eine Navigationsapp startet, um den Standort zu bestimmen.
Erste Hilfe nach einem Verkehrsunfall leisten
Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte vergeht für die Verletzten wertvolle Zeit. Daher werden Ersthelfer gebeten, sich bis zum Eintreffen um die Verletzten zu kümmern. Denn je nach Schwere der Verletzungen könnt Ihr mit einfachen Erste-Hilfe-Maßnahmen Leben retten! Da Unfälle unterschiedlich schwer sind, sind auch die Maßnahmen verschieden:
- Der Verunfallte ist unverletzt und ansprechbar
- Nehmt den Verletzten mit zur Seite hinter die Absperrung und sorgt dafür, dass er sich eine Sicherheitsweste anlegt
- Bleibt bei dem Verletzten hinter der Leitplanke stehen
- Beginnt ein Gespräch mit dem Opfer des Unfalls
- Das Unfallopfer ist (leicht) verletzt, atmet, ist ansprechbar und in keiner gefährlichen Situation
- Wenn sich die Person außerhalb des Autos befindet, dann bittet sie darum, sich am Rand der Straße hinzulegen oder zu setzen. Bedeckt sie mit einer Rettungsdecke und sprecht mit ihr. Die Rettungsdecke kann mit der silbernen Seite zum Unfallopfer gerichtet vor Nässe, Kälte und einer Unterkühlung schützen. Die goldene Seite nach Innen schützt vor Wärme
- Wenn der Verletzte im Wagen ist, lasst ihn sitzen. Sorgt dafür, dass er mit einer Decke umhüllt wird und legt eine Hand auf die Windschutzscheibe, damit das Opfer sich darauf konzentrieren kann. Dadurch vermeidet Ihr panische Bewegungen und weitere Verletzungen. Versucht außerdem, eine Unterhaltung mit dem Betroffenen anzufangen und haltet sie aufrecht bis die Rettungskräfte eintreffen
- Offene Wunden und Verletzungen sofern möglich mit den Mitteln aus dem Erste-Hilfe-Set verbinden
- Das Opfer ist schwer verletzt, bewusstlos, atmet und ist außerhalb des Fahrzeugs
- Bringt den Verletzten in eine stabile Seitenlage
- Haltet ihn mit der Rettungsdecke warm
- Offene Wunden und Verletzungen, sofern möglich, mit den Mitteln aus dem Verbandskasten verbinden
- Das Opfer ist schwer verletzt, bewusstlos, atmet nicht und befindet sich außerhalb des Fahrzeugs
- Beginnt mit den Wiederbelebungsmaßnahmen bis die Rettungskräfte eintreffen
- Sollte das Opfer vor Eintreffen des Rettungsdienst wieder selbständig atmen, bringt ihn zurück in die stabile Seitenlage, haltet den Verletzten warm und kümmert Euch in der Erstversorgung um die Wunden
- Das Unfallopfer ist verletzt und in einer gefährlichen Situation
- Bringt das Opfer aus der Gefahrenzone, ggf. unter Zuhilfenahme des Rautek-Griffs
- Atmet die Person noch, legt den Verletzten in eine stabile Seitenlage, haltet ihn warm und nehmt die Erstversorgung der Wunden vor
- Ist die Person bewusstlos und atmet nicht, folgt auch hier wieder als erstes die Reanimation
Viele Unfälle sind nur Blechschäden. Dabei sind die Betroffenen im Allgemeinen ansprechbar. Egal ob sie nun Verletzungen haben oder nicht, wichtig ist es, mit ihnen zu sprechen und sie zu beruhigen. Achtet dabei auf eine gleichmäßige Atmung des Betroffenen. Betreuung ist für die Psyche enorm wichtig. Viele stehen noch unter Schock und sind ggf. etwas desorientiert. Daher ist ein bestimmtes Auftreten des Ersthelfers sinnvoll, damit sie nicht in Panik verfallen.
Folgende Fragen sollten gestellt werden:
- Was ist passiert?
- Wie geht es Ihnen?
- Haben Sie Schmerzen?
- Nehmen Sie Medikamente? Wenn ja welche?
Konkrete Erste-Hilfe-Maßnahmen kurz vorgestellt
Ist die Person nach dem Verkehrsunfall regungslos oder schwer verletzt, haben wir die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen hier zusammengefasst:
Wundversorgung nach einem Verkehrsunfall
Wenn das Unfallopfer atmet, aber schwere Verletzungen erlitten hat, müssen die Blutungen gestillt werden. Zunächst solltet Ihr Euch für den Selbstschutz vor Infektionen die Handschuhe aus dem Verbandkasten anziehen. Es sollte nicht in die Wunde gefasst und auch kein Wasser zum Ausspülen verwendet werden. Wenn möglich, sollte das betroffene Körperteil hochgelagert werden. Außerdem sollte die Person sitzen oder liegen, da sie durch einen Schock plötzlich ohnmächtig werden könnte. Auf die Wunde nun eine sterile Wundauflage legen und mit einem Verband fixieren. Der Wundverband aus dem Erste-Hilfe-Set muss mit Druck auf die Wunde angelegt werden, darf aber nicht zu fest sitzen, um die Blutzufuhr nicht zu unterbrechen.
Stabile Seitenlage
Ist ein Verunglückter bewusstlos und atmet normal, kann mit der stabilen Seitenlage ein Atemstillstand oder Ersticken verhindert werden. Fremdkörper, Erbrochenes oder Blut können abfließen, da der Mund zum tiefsten Punkt des Körpers wird.
Kniet dazu seitlich neben der betroffenen Person und legt den zu Euch gewandten Arm angewinkelt nach oben. Streckt nun die Beine, greift das weiter entfernte Bein und dreht das Unfallopfer zu Euch. Hier ein kleiner Tipp: Das hintere Bein aufstellen und am Knie zu sich ziehen. Damit wird die Hebelwirkung genutzt und es ist weniger Kraftanstrengung notwendig. Der obere Arm wird nun angewinkelt und die Hand unter die Wange gelegt. Nun überstreckt Ihr den Hals ein wenig und öffnet den Mund des Unfallopfers. Die an der Wange liegende Hand sollte so ausgerichtet sein, dass der Hals weiterhin überstreckt bleibt.
Herzdruckmassage und Beatmung
Wenn die Person bewusstlos ist und keine normale Atmung aufweist, müsst Ihr mit der Reanimation beginnen. Achtet darauf, zuerst den Notruf abzusetzen, da Ihr im schlimmsten Fall, die Reanimation durchführt, bis die Rettungskräfte eintreffen! Für die Wiederbelebung legt Ihr eure Hände übereinander auf die Mitte des Brustkorbs. Presst nun 30 Mal schnell ungefähr 5cm nach unten. Nun haltet die Nase zu und blast 2x eine Sekunde lang Luft in den Mund. Sobald der Brustkorb sich wieder gesenkt hat, presst Ihr erneut auf dem Brustkorb. Tipp: Wenn Ihr keine Mund-zu-Mund Beatmung machen möchtet, pustet statt in den Mund in die Nase. Alternativ gibt es Beatmungstücher mit Einwegventil zu kaufen. So werdet Ihr unter anderem vor Kontakt mit Blut und Sekret geschützt.
Der Rautek-Griff – nur als Notlösung!
Ein Unfallopfer sollte nur aus dem Fahrzeug geborgen werden, wenn es sich in einer absoluten Notlage befindet, bspw. wenn das Fahrzeug brennt, abzurutschen droht oder die Person nicht mehr atmet. Und dann auch nur, wenn der Ersthelfer sich damit nicht selbst in Gefahr begibt. Eine Möglichkeit zur Bergung ist der Rautek-Griff. Jedoch wird bei diesem Rettungsgriff die Wirbelsäule des Unfallopfers bewegt und nicht stabilisiert, Verletzungen könnten somit verschlimmert werden.
Kurz erklärt, funktioniert der Rettungsgriff wie folgt: Öffnet für den Rautek-Griff zunächst die Fahrzeugtür und versucht, das Unfallopfer anzusprechen. Schaltet die Zündung aus und geht nicht mit dem Kopf zwischen den ausgelösten Airbag und dem Verletzten. Dreht den Rücken des Verletzten zu Euch hin, achtet darauf, dass die Füße des Opfers nicht eingeklemmt sind. Nun greift Ihr von hinten entlang der Achselhöhlen zwischen Arm und Körper und legt einen Unterarm des Unfallopfers vor dessen Bauch. Greift den Arm von oben mit beiden Händen. An dem Unterarm könnt Ihr die Person nun an einen sicheren Ort ziehen. Mit dem Rautek-Griff ist es somit möglich, auch Menschen, die schwerer als man selber sind, zu bewegen. In einem Video der Johanniter-Unfall-Hilfe wird der Rautek-Griff kurz und einfach visuell dargestellt.
Der Auto-Verbandkasten nach DIN 13164
Um die Erste-Hilfe Maßnahmen überhaupt durchführen zu können, ist es wichtig, einen gültigen Verbandkasten im Auto mitzuführen. Dieser sollte die Norm 13164 erfüllen, dann könnt Ihr Euch sicher sein, dass alle notwendigen Materialien inkl. der Rettungsdecke enthalten sind. Außerdem ist auf das Mindesthaltbarkeitsdatum zu achten, welches vom Medizinprodukte-Gesetz vorgeschrieben wird.
Zusätzlich zum Erste-Hilfe Set empfehlen wir, neben einem Notfallpannenset auch die ausreichende Anzahl an Warnwesten (vorgeschrieben ist eine, empfehlenswert ist eine Weste pro Insasse) und ein Warndreieck mit im Auto zu haben. Ebenfalls hilfreich ist ein Notfallhammer, mit dem Scheiben eingeschlagen und Gurte durchgeschnitten werden können. Manchmal gibt es diesen Notfallhammer auch in Kombination mit einem Warnlicht bzw. einer Taschenlampe. Das Warnlicht kann im Dunkeln dann auf das Autodach gestellt werden, so dass man noch besser von anderen Autofahrern wahrgenommen wird.
Um die Ausrüstung zu vervollständigen ist es ratsam, eine sogenannte Rettungskarte im Auto mitzuführen. Diese wurden vom ADAC zusammengestellt und sind für jedes Modell erhältlich. Auf den Rettungskarten sind die Verstärkungen der Karosserie sowie der Standort des Tanks und der Gasdruckdämpfer eingezeichnet. Das erleichtert den Rettungskräften die Bergung, da sie schneller sehen, wo und wie sie am besten in das Fahrzeug kommen, bzw. es öffnen können. Die Rettungskarten sollten immer mit der Darstellung nach außen unter der Sonnenblende beim Fahrer eingeklemmt sein. Dieser Standort ist international kommuniziert. Zusätzlich kann man sich beim ADAC einen Aufkleber besorgen, der auf der Frontscheibe angebracht wird. Dieser gibt zusätzlich den Hinweis, dass eine Rettungskarte im Fahrzeug vorhanden ist.
Wir empfehlen, den Erste-Hilfe-Kurs regelmäßig aufzufrischen. Dies erhöht die Hilfsbereitschaft des Ersthelfers im Ernstfall eines Verkehrsunfalls und nimmt vermutlich auch so manch einem die Hemmung in solch einer Situation. Hilfreich ist auch die Erste-Hilfe-App des Deutschen Roten Kreuzes, welche mit Anweisungen und Bildern durch eine Notfallsituation leitet. Außerdem sollte ein gut gefülltes und aktuelles Erste-Hilfe- bzw. Pannenset immer im Auto dabei sein. Zusätzlich hilft es, mit den verschiedenen Erste-Hilfe-Maßnahmen wie dem Rautek-Griff, der stabilen Seitenlage und der Reanimation vertraut zu sein und auf keinen Fall wegzuschauen. Wir wünschen Euch allzeit sichere Fahrt!