Wann sind Bremsbeläge und Bremsscheiben zu wechseln?
- Wenn die von den Fahrzeugherstellern vorgeschriebenen Mindestdicke von Bremsbelägen, Bremsbacken und Bremsscheiben bzw. Bremstrommeln unterschritten werden
- Verschleißanzeiger (Warnkontakt) gibt Signal in Form eines Warnlichts oder akustisch
- Vibrieren des Lenkrads oder ungewöhnliche Geräusche beim Bremsen
- lautes Schleifen der Bremsen
- Bremsen rubbeln / Vibrationen in der Lenkung beim Bremsvorgang
- Niedriger Stand der Bremsflüssigkeit
- Verminderte Bremsleistung
Welche Teile sind beim Bremsen wechseln zu tauschen?
Der Umfang eines Bremsenwechsels hängt von der Art des Verschleißes bzw. des Defekts ab. Bremsbeläge und Bremsbacken verschleißen ganz natürlich und deutlich schneller als Bremsscheiben und Bremstrommeln. Daher werden diese Komponenten öfter ausgetauscht. Bei Fahrzeugen mit Verschleißanzeige muss in diesem Zusammenhang auch der Warnkontakt (Verschleißanzeiger) mit ausgewechselt werden.
Ist jedoch die Bremsscheibe bzw. die Bremstrommel verschlissen und wird hier ein Tausch nötig, so sollten auch immer auch die entsprechenden Bremsbeläge bzw. Bremsbacken und der Warnkontakt mit gewechselt werden. Nur so wird gewährleistet, dass die Bauteile als mechanische Einheit zuverlässig und fehlerfrei arbeiten, da sich die Bremsbeläge auf die jeweiligen Bremsscheiben einschleifen. Beim Verwenden eines bereits deutlich verschlissenem Bremsbelags auf eine neue Bremsscheibe, kann dies unter Umständen zu unerwünschten Nebeneffekten wie verminderter Bremswirkung, Quietschen und / oder Vibrationen beim Bremsen führen. Das gleiche gilt auch bei Bremstrommeln und Feststellbremsen. Unsere individuell zusammengestellten Bremsen-Sets vereinfachen den Beschaffungsprozess, da sie bereits zueinander passend abgestimmte Bauteile enthalten.
Die Belastung der Bremsanlage an der Vorderachse eines KFZ ist grundsätzlich höher, als an der Hinterachse. Verschlissene Bauteile an einer Bremsanlage werden grundsätzlich immer achsweise ausgetauscht! Wenn Bremsen gewechselt werden, sollte zusätzlich auch direkt der Zustand und die Menge der Bremsflüssigkeit überprüft und bei Bedarf aufgefüllt oder vollständig erneuert werden. Als Richtwert wird hier im Allgemeinen ein Intervall von alle 2 bis 3 Jahre angesetzt. Im Laufe der Zeit verringert sich bei Bremsflüssigkeiten bedingt durch die Aufnahme von Wasser der Siedepunkt. Eine veraltete, verdünnte Bremsflüssigkeit mit zu niedrigem Siedepunkt kann im schlimmsten Fall den Totalausfall der Bremsanlage zur Folge haben.
Was entsteht beim Bremsen wechseln an Kosten?
Beim Bremsen wechseln entstehen Kosten für die Bauteile sowie für die Arbeitsleistung. Die Kosten für die Bauteile hängen davon ab, ob nur die Bremsbeläge oder auch die Bremsscheiben getauscht werden sollen und ob es nur für eine Achse gilt oder beide. Zusätzlich ist entscheidend, welche weitere Bauteile benötigt werden, beispielsweise die Warnkontaktkabel, der Bremssattel etc. Auch die Art der Bremsscheiben sind relevant, so sind Sportbremsscheiben teurer als Standardscheiben. Ebenso ist es ein Unterschied, ob man Originalteile oder Identteile bestellt. Da die Automobilhersteller die Teile nicht selber herstellen, sondern ebenfalls auf hochwertige Markenware zurückgreifen, ist die Qualität der führenden Teilhersteller vergleichbar zum Original, aber um Längen günstiger.
Beauftragt man eine Werkstatt damit, die Bremsen zu wechseln, entstehen zusätzlich die Kosten für die Arbeitsleistung. Als Richtwert kann man pro Achse ungefähr 2 Stunden ansetzen, wenn Bremsbeläge und Bremsscheiben gewechselt werden sollen. Dafür am besten vorab bei der Werkstatt einen Kostenvoranschlag für den Bremsenwechsel einholen, so dass es im Nachhinein keine unangenehmen Überraschungen gibt. Kleiner Tipp: Um beim Bremsen wechseln Kosten zu sparen, auch wenn man eine Werkstatt beauftragt, lohnt es sich, vorab zu klären, ob man die Ersatzteile selber mitbringen darf. Diese bekommt man günstiger, als wenn man sie über die Werkstatt mit bezieht, da die Werkstatt auch über die Teile verdienen möchte. Mittlerweile sind immer mehr Werkstätten bereit, mitgebrachte Teile zu akzeptieren, vorausgesetzt, dass sie den Qualitätsvorgaben entsprechen. Fragen lohnt sich also auf jedem Fall!
Wer jedoch über Fähigkeiten und die Erfahrung verfügt, die Bremsen selber zu wechseln, kann am meisten Kosten sparen, da im Prinzip nur die Kosten für die Bauteile anfallen. Eventuell kommt noch eine Gebühr dazu, wenn man eine Selbsthilfewerkstatt für den Bremsenwechsel nutzt, aber ein normaler Wagenheber reicht völlig aus, das Fahrzeug aufzubocken.
Bremsen korrekt selber wechseln
Die durchzuführenden, richtigen Arbeitsschritte beim Bremsenwechsel sind bei vielen Fahrzeugen ähnlich. Es handelt sich jedoch um einen zeitaufwändigen Prozess, bei dem äußerste Sorgfalt und Präzision gefragt ist. Das Fehlerpotential ist hoch und die Auswirkungen von Fehlern bei der Montage unter Umständen lebensgefährlich. Arbeiten an sicherheitsrelevanten Bauteilen wie der Bremsanlage eines Kraftfahrzeuges sind ausschließlich von erfahrenen und handwerklich begabten Personen und nach Herstellervorgaben durchzuführen.
Die Bremsen selber zu wechseln, sollte in einer passenden Arbeitsumgebung sowie mit dem notwendige Spezialwerkzeug passieren. Im Folgenden sind die wichtigsten Schritte aufgeführt, die beim Bremsenwechsel berücksichtigt werden müssen. Je nach Fahrzeugtyp und Bremsanlage (bspw. bei Autos mit elektronischer Feststellbremse) sind jedoch noch zusätzliche Arbeitsschritte wie bspw. das elektronische Zurückfahren der Kolben in den Bremssätteln mit Spezialwerkzeug erforderlich. Kurze Videoclips vom Markenhersteller Otto Zimmermann beleuchten einen Teil der wichtigen Schritte um Bremsen zu wechseln etwas genauer.
Montagefehler vermeiden – die wichtigsten Schritte beim Bremsenwechsel:
1. Fahrzeug gegen Wegrollen sichern. Demontage der Räder an der zu bearbeitenden Achse.
2. Lösen der Steckverbindungen am Warnkontakt / Verschleißsensor.
3. Lösung der Führungsbolzen des Bremssattels.
4. Demontage des Bremssattels inklusive des Bremsbelags von der Scheibe.
5. Demontage des Bremssattelhalters.
6. Etwaige Halteklammern am Belag lösen und Bremsbelag aus dem Sattel entfernen.
7. Kolben des Bremssattel mit Spezialwerkzeug in den Sattel zurückführen, zuvor Deckel des Ausgleichsbehälters der Bremsflüssigkeit lösen.
8. Gründliche Reinigung des Sattels und Schmieren der Ankerpunkte des Belages und der Gleitflächen im Sattel mit einer Bremsklotzpaste.
9. Neuen Bremsbelag in den Sattel einsetzen. Bei Bedarf die Halteklammer oder Feder ebenfalls erneuern.
10. Behutsamer Ausbau der Bremsscheibe beziehungsweise der Bremstrommel – ACHTUNG: Durch eine Gewalteinwirkung auf die Bremsscheibe kann die Radnabe beschädigt werden!
11. Sichtprüfung der gesamten Bremsanlage – Schäden erkennbar? Verschleißbild der Bremsbeläge und Scheiben normal?
12. Radnabe zu 100% von Verschmutzung, Rost und Fremdkörpern befreien, die Kontaktfläche zur Bremsscheibe muss metallisch rein sein!
13. „Bremsen-Rubbeln“ vorbeugen: Rundlauf und Seitenschlag der Radnabe mit einer Messuhr prüfen.
14. Neue Bremsscheibe trocken und ohne Schmierstoffe auf der Radnabe montieren.
15. Erneut den Rundlauf und etwaigen Seitenschlag der Bremsscheibe mit einer Messuhr prüfen.
16. Bei der Montage der neue Komponenten unbedingt auf die vorgeschriebenen Anzugs-Drehmomente der Schrauben achten!
17. Radschrauben oder Radmuttern der Räder über Kreuz anziehen; auch hier das vorgeschriebenes Drehmoment beachten. Vorgang am anderen Rad wiederholen und gegebenenfalls auch an den Rädern der anderen Achse.
18. Bremsflüssigkeit prüfen und bei Bedarf bis zur Markierung im Ausgleichsbehälter auffüllen.
19. Beim Wechsel der Bremsflüssigkeit unbedingt den Bremsflüssigkeitskreislauf richtig entlüften.
20. Funktion der Bremse im Stand testen, bis sich ein spürbarer Widerstand einstellt.
Sollten spätestens beim letzten Punkt Probleme auftauchen oder sich ein Bauteil nicht wie erwartet anbringen lassen, sollte dringend eine Fachwerkstatt aufgesucht werden. Arbeiten an der Bremsanlage eines Fahrzeugs bedeuten immer einen Eingriff in sicherheitsrelevante Bereiche des Fahrzeugs. Eine saubere und korrekte Ausführung der Arbeiten um Bremsen zu wechseln ist elementar wichtig für die Fahr- und Betriebssicherheit des Fahrzeugs gemäß StVO.
Ebenso empfiehlt es sich, wie schon erwähnt, auf hohe Qualität bei den verwendeten Ersatzteilen zu setzen. Führende Ersatzteilhersteller wie Zimmermann, Textar, Brembo oder ATE gewährleisten eine dem Originalteil des Fahrzeugherstellers entsprechende Zuverlässigkeit. Ihre Ersatzteile entsprechen den Anforderungen der Fahrzeughersteller und können bedenkenlos für den Bremsenwechsel genutzt werden. Gerne berät Dich unser Kundenservice bei der Wahl der passenden Komponenten um Bremsen selber zu wechseln.
Neue Bremsen einfahren - Was ist zu beachten?
Egal, ob der Bremsenwechsel nun in Eigenregie oder über eine Fachwerkstatt erfolgt ist, die neu verbauten Teile müssen erst aufeinander eingefahren werden, bis sie 100% ihrer Leistung entfalten können. Das wird auch als Einbremsen bezeichnet. Oberflächen von Bremsbelag und Bremsscheibe passen sich dabei einander an. Wird diese „Kennenlernphase“ übersprungen / ausgelassen, kann es zu einer ungleichmäßigen Abnutzung der Reibflächen oder einer Verformung der Bremsscheiben kommen, was die Funktion und Wirkung der Bremse beeinträchtigt. Daher findest Du im Folgenden ein paar wichtige Tipps wie die neuen Bremsen richtig eingefahren werden:
- Auf den ersten 500 – 800 km sollten Gewalt- und Schockbremsungen vermieden werden, um eine thermische Überbeanspruchung von Belägen und Scheiben zu verhindern.
- Während der Einfahrphase sollten ca. 30 Bremsvorgänge aus max. 100 km/h erfolgen. Die jeweiligen Bremsungen sollten nicht länger als 3 Sekunden dauern. Wichtig ist, dass zwischen den Bremszyklen im Minimum jeweils 3 Minuten liegen, damit die Bremsscheiben sich wieder über den Fahrtwind abkühlen können.
- Das Einbremsen sollte behutsam und nur auf Straßenabschnitten unter Einhaltung der StVO erfolgen.
- Vermeide starke Bremsmanöver mit einer „frischen“ Bremse auf nasser Fahrbahn beziehungsweise bei starkem Regen. Die rasche Abkühlung durch Wasser kann Bremsscheiben thermisch überlasten und Verformungen oder Risse (beispielsweise bei gelochten Sportbremsscheiben) verursachen.
Sind Notbremsungen erforderlich, können und müssen diese natürlich auch in der Einfahrphase mit voller Bremskraft durchgeführt werden. Dies kann jedoch dazu führen, dass die Bremsen thermisch überlastet und dauerhaft geschädigt werden, was sich zum Beispiel in Form eines Seitenschlags (Vibrationen in der Lenkung beim Bremsen) äußert. In einem solchen Fall ist die Bremse erneut auszutauschen. Aus diesem Grund wird dringend geraten, so vorausschauend wie möglich zu fahren, um Notbremsungen zu vermeiden, während die neue Bremse noch eingefahren wird.
Sind die Bremsen dann richtig eingefahren, kannst Du mit den folgenden kleinen Tipps die Lebensdauer der Bremsanlage verlängern:
- Regelmäßig die Bremsanlage auch mal etwas stärker beanspruchen, damit etwaige Rückstände von Rost und Schmutz von der Scheibe gerieben werden
- Bremsflüssigkeit regelmäßig, mindestens in den vorgeschriebenen Wartungsintervallen, wechseln lassen
- Einsatz auf Rennstrecken vermeiden, sofern die Bauteile nicht für diese Dauerbelastung ausgelegt sind
Werden die Tipps beachtet, kannst Du beruhigt auch längere Fahrten antreten. Ebenso lassen sich dadurch unnötige Reparaturen und Reklamationen vermeiden, was den Geldbeutel schont.