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Reifendichtmittel: Die schnelle Hilfe bei einer Reifenpanne

Reifendichtmittel bei einer Reifenpanne nutzen
Eine Reifenpanne kann jederzeit passieren – ob auf dem Weg zur Arbeit, im Urlaub oder beim Shopping. Früher war ein Ersatzreifen Standard, doch heute setzen viele Autohersteller stattdessen auf Reifenreparatursets mit Dichtmittel. Doch wie funktionieren sie, wann sind sie eine sinnvolle Alternative und was musst Du bei der Nutzung beachten? Was ist der Unterschied zu Reifenpannensprays? Wie werden Pannensets im Auto richtig gelagert und entsorgt? Welche Komponenten können nach einer Reifenreparatur wieder verwendet werden? Hier erfährst Du alles Wichtige rund um das Thema Reifendichtmittel inklusive einer konkreten Anleitung zum Reifen flicken.
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Warum gibt es keine Ersatzreifen mehr in neueren Fahrzeugen und wann kommt ein Reifendichtmittel in Frage?

Reifenpanne früher hieß - Ersatzrad anbringen

Moderne Autos verzichten aus mehreren Gründen auf ein Ersatzrad. Zum einen sparen Hersteller damit Platz und Gewicht, was sich positiv auf den Kraftstoffverbrauch auswirkt. Zum anderen sind viele Fahrzeuge mittlerweile mit Runflat-Reifen oder Notlaufeigenschaften ausgestattet, die auch bei einem Druckverlust noch für eine gewisse Strecke fahrbar bleiben. Sind keine besonderen Reifen im Einsatz, setzen viele Hersteller statt auf ein Reserverad auf Reifenreparatursets zum Reifen flicken – eine platzsparende, aber nicht immer gleichwertige Alternative.

Ein Reifendichtmittel kann Dir helfen, wenn Du eine Reifenpanne durch einen kleinen Einstich (z. B. Nagel oder Schraube) in der Lauffläche hast. Es ist jedoch keine Lösung für größere Schäden wie Risse oder seitliche Beschädigungen. Auch bei einem komplett platten Reifen funktioniert es nicht optimal, da sich das Dichtmittel nur verteilt, wenn noch etwas Luft im Reifen ist.

Reifenpanne aufgrund eines Nagels im Reifen
Kleines Loch von bis zu 6mm Größe kann mit einem Reifendichtmittel verschlossen werden
Reifen hat zu wenig Luft für die Verwendung von einem Reifendichtmittel
Reifen hat zu wenig Luft für eine Verwendung von einem Reifendichtmittel
Reifenreparatur mit einem Dichtmittel nicht möglich, da der Reifen zu stark beschädigt ist
Reifen hat zu große Beschädigung und kann mit einem Reifendichtmittel nicht mehr repariert werden

Ein Reifenreparaturset für das Auto besteht in der Regel aus:

  • Einem Behälter
  • Einem kleinen Kompressor oder einer CO₂-Kartusche
  • Einem Schlauch zum Einfüllen des Dichtmittels

Das Dichtmittel wird durch einen Kompressor oder einer CO²-Kartusche in den Reifen gepumpt und verteilt sich durch die Drehung des Rades im Inneren. Es verschließt kleine Löcher und verhindert weiteren Luftverlust.

Was ist der Unterschied zwischen Reifendichtmittel und Reifenpannenspray?

Alternativ zum Reifendichtmittel gibt es auch Reifenpannensprays für die Reifenreparatur. Hierbei handelt es sich um ein Dichtmittel mit Treibgas in einer Spraydose. Die Handhabung ist sehr einfach, da der Schlauch von der Spraydose einfach nur an das Reifenventil gesteckt wird und die Dose betätigt wird. Das Treibgas bläst den Reifen gleichzeitig etwas auf, während das Dichtmittel sich im Inneren des Reifens verteilt. Es werden keine weiteren Hilfsmittel benötigt. Reifenpannensprays sind somit ebenfalls geeignet, um bei einer Reifenpanne kleinere Löcher abzudichten.

Zwei Reifenreparatursets im Überblick: flüssiges Reifendichtmittel mit Kompressor und Reifenpannenspray
Reifenpannenspray und flüssiges Reifendichtmittel

Allerdings sind sie eher für kleinere Reifen (je nach Anbieter maximal bis zu 18 Zoll) geeignet und sie können den Reifen nicht vollständig aufblasen. Ebenso schaffen sie nicht die zuverlässige Abdichtung wie die flüssigen Dichtmittel. Zudem haben sie eine geringere Reichweite von bis zu 100km und man darf nur 50km/h schnell fahren. Reifenpannensprays sind damit eine schnelle einfache Option, während flüssige Reifendichtmittel eine zuverlässigere Lösung für die Reifenreparatur sind. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich auch beide Pannensets ins Auto packen. Nur für größere Reifen sind flüssige Dichtmittel die einzige Option.

Wie lange ist ein Reifendichtmittel haltbar und wie wird es am besten gelagert?

Ein flüssiges Reifendichtmittel hat unter optimalen Bedingungen eine Haltbarkeit von etwa 3 bis 5 Jahren. Unter optimalen Bedingungen versteht sich ein trockener Standort, wo das Reifenreparaturset vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist und wo konstante Temperaturen zwischen 10-30 °C herrschen. Da ein Pannenset üblicherweise jedoch im Auto mitgeführt wird, kann sich die Haltbarkeit verkürzen, weil es da höheren Temperaturschwankungen ausgesetzt sind.

Hohe Temperaturen im Sommer von über 40°C können die chemische Zusammensetzung des Dichtmittels beeinträchtigen, während frostige Temperaturen im Winter das Mittel zähflüssig und unbrauchbar machen. Zudem sollte im Auto gewährleistet sein, dass das Reifenreparaturset im Auto sicher verstaut ist, um Beschädigungen oder Undichtigkeiten zu vermeiden.

Reifenreparaturset haben ein Verfallsdatum

Bevor Du ein Reifendichtmittel bei einer Reifenpanne verwenden kannst, prüfe vorab, ob es noch zu gebrauchen ist. Im geschlossenen Zustand kannst Du als erstes das Verfallsdatum auf der Verpackung prüfen. Ein abgelaufenes Dichtmittel solltest Du nicht mehr für die Reifenreparatur verwenden, da es möglicherweise nicht mehr zuverlässig abdichtet. Ist das Datum noch nicht erreicht, sieh Dir die Flasche im Gegenlicht an, ob Du eine Trennung der Inhaltsstoffe sehen kannst. Ist die Flasche nicht transparent genug, geht es direkt weiter mit Schritt 3, dem Schütteltest.

Wenn Du die Flasche kräftig schüttelst, merkst Du, ob das Dichtmittel flüssig ist, sich Klumpen darin bewegen, es sich zähflüssig verhält oder es sogar eingetrocknet ist. Nur wenn es komplett flüssig ist, kannst Du es verwenden. Da man selten eine Reserveflasche mit dabei hat, sollte das Reifenreparaturset im Auto regelmäßig und vor einer längeren Fahrt geprüft werden. So kannst Du sicher sein, dass Du bei einer Reifenpanne den Reifen flicken kannst und nicht den Abschleppdienst deswegen holen musst.

Anleitung: So wendest Du ein flüssiges Reifendichtmittel an

Falls Du eine Reifenpanne hast, folge diesen Schritten:

  1. Sicher parken: Halte an einem sicheren Ort, aktiviere die Warnblinkanlage und stelle das Warndreieck auf.
  2. Reifen auf Schäden prüfen: Entferne größere Fremdkörper nicht, da das Loch sonst größer wird.
  3. Dichtmittel vollständig einfüllen: Verbinde den Behälter mit dem Reifenventil und drücke die Flüssigkeit vollständig hinein.
  4. Reifen aufpumpen: Nutze den Kompressor oder die CO₂-Kartusche, um den Reifen auf den empfohlenen Druck zu bringen.
  5. Reifen drehen: Fahre einige Meter, damit sich das Mittel gleichmäßig verteilt.
  6. Druck kontrollieren: Falls nötig, korrigiere den Reifendruck.
  7. Langsam weiterfahren: Halte Dich an die Geschwindigkeitsbegrenzung und fahre vorsichtig bis zur nächsten Werkstatt.
Reifen flicken mit einem Reifendichtmittel
nach einer Reifenreparatur mit einem flüssigen Dichtmittel darf man höchstens 80km/h schnell fahren

Einen Reifen zu flicken sollte nur als kurzfristige Lösung dienen. Meist kannst Du noch etwa bis zu 200 km weiterfahren, jedoch nur mit maximal 80 km/h. Autobahnen solltest Du möglichst meiden, da der Reifen nicht mehr die volle Stabilität besitzt. In der Werkstatt sollte der Reifen so schnell wie möglich überprüft und ersetzt werden.

Worauf ist zu achten, wenn mit einem Reifendichtmittel Reifen repariert werden?

Einige Dichtmittel können die Sensoren für das Reifendruck-Kontrollsystem (TPMS) beeinträchtigen, daher achte bitte vor der Nutzung darauf, ob das Reifenreparaturset für Deine Reifen passend ist. Zudem sind einige Reifendichtmittel nicht für frostige Temperaturen ausgelegt. Die Flüssigkeit könnte bei Frost verklumpen oder seine Wirkung verlieren. Wer in sehr kalten Gegenden unterwegs ist, sollte sicherstellen, dass das Pannenset im Auto auch für die Anwendung bei niedrigen Temperaturen vorgesehen ist.

Das Reifendichtmittel sollte beim Reifen flicken vollständig eingefüllt werden. Die Menge ist speziell auf die Reifengröße und den zu reparierenden Schaden abgestimmt. Nur die komplette Menge stellt sicher, dass das Dichtmittel das Loch zuverlässig verschließt. Wenn Du weniger verwendest, kann es sein, dass das Loch nicht richtig abgedichtet wird und der Reifen weiterhin Luft verliert. Außerdem kann das Mittel nach dem Öffnen austrocknen oder unbrauchbar werden, daher kann es nicht wiederverwendet werden.

Wie ist das Reifenreparaturset zu entsorgen bzw. was kann weiterverwendet werden?

Reifenpannenset für das Auto muss fachgerecht entsorgt werden, da es als Sondermüll gilt

Die Dichtmittelflasche / bzw. Dichtmittelkartusche kann nicht wiederverwendet werden. Sie ist an entsprechenden Wertstoffhöfen oder Recyclingstellen abzugeben, da sie als Sondermüll gilt. Es gibt auch bei vielen Kommunen Sammelstellen für Chemikalien und Sondermüll, wo die Flasche hingebracht werden kann. Der verwendete Einfüllschlauch kann gereinigt und damit wiederverwendet werden, sofern er nicht verstopft und eingetrocknet ist. Reste vom Mittel dürfen jedoch nicht in den Abfluss gekippt werden. 

Ist in dem Pannenset im Auto ein Kompressor enthalten, kann dieser wieder in die Transporttasche gepackt werden. Er bleibt funktionsfähig und kann für zukünftige Reifenreparaturen oder andere Anwendungen genutzt werden.

Anders sieht es bei einer CO²-Kartusche aus. Diese ist nach dem Gebrauch leer und muss entsorgt werden. Bevor Du sie wegwerfen kannst, solltest Du sichergehen, dass sie restlos leer ist. Dafür sie so lange im Gerät aktiviert lassen, bis nichts mehr rauskommt. Kartuschen aus Stahl und Aluminium sind recyclebar und können in einem Altmetallcontainer entsorgt werden. Aluminiumkartuschen dürfen auch über den gelben Sack weggeworfen werden. Kartuschen aus Kunststoff sollten über den Rest- oder Sondermüll entsorgt werden. Wichtig ist, was entsorgt wird, muss zeitnah wieder ersetzt werden, so dass Du immer ein vollständigen Reifenreparaturset im Auto hast.

Ein Reifendichtmittel ist eine praktische Lösung für kleinere Reifenpannen, stellt aber keine dauerhafte Reifenreparatur dar. Es ersetzt auch kein Ersatzrad, kann Dir aber helfen, um sicher zur nächsten Werkstatt zu gelangen, ohne dass Du einen Abschleppdienst benötigst. Wichtig dabei ist, dass Du Dich an die Geschwindigkeits- und Fahrstreckenvorgaben hältst und das Dichtmittel nicht bei größeren Schäden einsetzt. Mit der richtigen Anwendung kannst Du Zeit und Geld ersparen und bist trotz Reifenpanne weiterhin mobil unterwegs.

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