Warum verschleißen Bremsscheiben?

Bremsscheiben unterliegen einer hohen mechanischen und thermischen Belastung. Durch das ständige Abbremsen entstehen Reibung und Hitze, die das Material nach und nach abnutzen. Durch verschiedene Umstände kann sich der Verschleiß jedoch beschleunigen oder verstärken. Je nach Verschleißart zeigen sich bei Bremsscheiben verschiedene Verschleiß-Bilder, die wir im Folgenden einmal vorstellen inklusive der häufigsten Ursachen für den Verschleiß und die möglichen Folgen, wenn mit diesem Zustand weitergefahren wird.
Verschleißart | Bremsscheiben Verschleiß-Bild | Ursachen | Folgen |
Normale Abnutzung | Gleichmäßige Abnutzung, geringere Dicke der Scheibe aber glatte Oberfläche | – Normaler Bremsbetrieb | – Die Bremsleistung nimmt ab sobald die Bremsscheiben Verschleißgrenze (Mindestdicke) erreicht ist |
Überhitzung | Risse, Verfärbungen oder blaue Flecken auf der Scheibe | – Bremsbelag oder Bremskolben sitzen fest – Fahren mit angezogener Handbremse oder mit getretenem Bremspedal bspw. bei einer Bergabfahrt | – Es entstehen störende Geräusche – Die Bremsscheibe kann sich verziehen – Die Reibfläche der Bremsscheibe kann abplatzen – Die Bremsbeläge können verglasen, wodurch sich die Bremswirkung verschlechtert |
Korrosion | Oberflächliche Rostschicht oder tiefergehende Rostbildung | – Feuchtigkeit und Streusalz – Längere Standzeit mit angezogener Handbremse – Der Bremskolben sitzt fest oder wird nicht wieder korrekt zurückgezogen | – Es kann zu einem Rubbeln oder zu Vibrationen beim Bremsen kommen – Die Bremsleistung lässt nach – Es kommt zu einer erhöhten Geräuschentwicklung beim Bremsen – Durch Rostpickel kann die Bremsscheibe und der Belag überhitzen |
Riefen- und Rillenbildung | Rillen und Riefen haben sich auf der Bremsscheibe gebildet | – Schmutz oder andere Fremdkörper sind zwischen Bremsscheibe und Belag gelangt – Die Bremsscheibe besteht aus einem zu weichen Material – Der Bremsbelag hat einen minderwertigen Reibbelag | – Die Bremswirkung lässt nach – Die Geräuschentwicklung nimmt zu |
Ungleichmäßiger Verschleiß | Die Bremsscheibe ist unterschiedlich stark abgenutzt | – Der Bremsbelag ist fehlerhaft oder zu stark verschlissen – Die Radnabe ist nicht korrekt zum Bremssattel positioniert – Die Bremsscheibe liegt nicht korrekt an der Radnabe
| – Das Bremspedal pulsiert oder rubbelt – Es ist ein „Schlagen“ am Lenkrad zu spüren – Die Bremsscheiben Verschleißgrenze wird früher erreicht – Die Bremsleistung lässt nach |
Risse im Bereich der Bohrungen | Bei den Bohrlöchern für die Radbolzen sind Risse zu sehen | – Die Montage erfolgte mit zu hohem Drehmoment – Die Montage erfolgte in falscher Reihenfolge | – Direkt nach der Montage ist beim Fahren ein Schlagen der Bremsscheibe zu spüren – Die Bremsscheibe kann bei Belastung brechen |
Bei welchen Bremsscheiben Verschleiß-Bildern reicht eine Reinigung aus und wann muss man die Bremsscheiben wechseln?
Nicht immer müssen die Bremsscheiben direkt gewechselt werden. Sofern die Bremsscheibe keine Beschädigungen aufweist, reicht eine Reinigung beispielsweise, wenn leichte Verunreinigungen wie Staub, Schmutz oder Fett auf der Bremsscheibe zu finden sind. Diese können schnell und einfach mit einem Bremsenreiniger beseitigt werden.
Ebenso wie leichte Verunreinigungen kann sich oberflächiger Rost auf der Bremsscheibe bilden. Das passiert häufig nach einer längeren Standzeit. Man spricht in diesem Fall auch von sogenanntem Flugrost. Dieser kann durch einige stärkere Bremsungen entfernt werden.
Ein Wechsel der Bremsscheiben ist jedoch erforderlich, wenn:
- Die Mindestdicke der Bremsscheiben (Verschleißgrenze) erreicht ist.
- Risse, tiefe Riefen oder andere Beschädigungen in der Scheibe sichtbar sind.
- Eine starke Unwucht oder Vibrationen beim Bremsen auftreten.
- Die Korrosion so weit fortgeschritten ist, dass die Bremsleistung beeinträchtigt wird.
Die genaue Bremsscheiben Verschleißgrenze ist vom Hersteller abhängig. Sie liegt meist zwischen 20 und 30 mm. Die genaue Mindestdicke findest Du in den technischen Unterlagen des Fahrzeugs.
Wie hoch sind beim Bremsscheiben wechseln die Kosten und was ist dabei zu beachten?
Für das Bremsscheiben wechseln variieren die Kosten je nach Fahrzeugtyp, Werkstatt und Qualität der Ersatzteile. Allein die Materialkosten unterscheiden sich drastisch von Fahrzeug zu Fahrzeug. Der Arbeitsaufwand dagegen ist im Allgemeinen ähnlich hoch.
- Materialkosten Bremsscheiben pro Achse: ca. 20 – 750 €
- Materialkosten Bremsscheiben pro Achse inkl. Bremsbeläge: 45 – 1.200 €
- Arbeitsaufwand: 1-2 Stunden, entspricht ungefähr 100 – 200 €
In Eigenregie kannst Du einiges an Kosten sparen, wenn Du über das notwendige Fachwissen und Werkzeug verfügst. Falls Du den Wechsel selbst durchführen möchtest oder einfach wissen willst, worauf eine Werkstatt achten sollte, hier die wichtigsten Punkte:
- Mit den Bremsscheiben sind auch immer die Bremsbeläge zu erneuern.
- Ein Bremsscheiben-Wechsel sollte mindestens achsweise erfolgen.
- Beim Einbau der Bremsbeläge sollte eine Montagepaste verwendet werden.
Achtung: Zwischen Radnabe und Bremsscheibe darf keine Montagepaste angewendet werden!) - Nach dem Wechsel muss das Bremssystem entlüftet werden.
- Der Bremsflüssigkeitsstand ist zu prüfen und bei Bedarf aufzufüllen
- Neue Bremsscheiben müssen immer vorsichtig eingefahren werden.
- Innerhalb der ersten 200km sollte unnötig starkes Bremsen vermieden werden.
- In der Einfahrphase kann die Bremsleistung noch etwas reduziert sein.
Neue Bremsscheiben und Bremsbeläge müssen sich erst aneinander gewöhnen und aufeinander einspielen. Erst dann können sie ihre volle Wirkung erzielen. Daher ist die Einfahrphase so wichtig und sollte unbedingt eingehalten werden. Es sollten in der ersten Zeit auch Situationen vermieden werden, wo Notbremsungen erforderlich sind, da sich dabei die Bremsscheiben verformen könnten.
Bremsscheiben sind also ein sicherheitsrelevantes Bauteil, das regelmäßig geprüft und gewartet werden sollte. Verschiedene Bremsscheiben Verschleiß-Bilder können auftreten, von normaler Abnutzung bis hin zu schweren Beschädigungen. Ein rechtzeitiger Wechsel verhindert größere Schäden und erhöht die Fahrsicherheit. Wer selbst Hand anlegen möchte, sollte alle wichtigen Sicherheitsaspekte beachten und auf hochwertige Ersatzteile zurückgreifen. Wer sich den Austausch nicht selbst zutraut, kann andernfalls eine Werkstatt aufsuchen.
Auch hier lässt sich womöglich Geld sparen. Obwohl Werkstätten gerne auch an den Ersatzteilen verdienen wollen, akzeptieren jedoch viele mittlerweile, dass Kunden die Ersatzteile selbst mitbringen. Kläre das am besten vorab mit der Werkstatt ab und auch ob es OE-Teile sein müssen oder es auch Identteile sein dürfen. Dann gibt es auch keine Schwierigkeiten und alle sind mit der Regelung zufrieden.